Wie läuft neuro-systemisches Coaching ab?

Neuro-Systemisches Coaching Sinnbild

Kategorie(n): Coaching

Der nachfolgende Artikel beschreibt beispielhaft, wie neuro-systemisches Coaching ablaufen könnte.
Dazu werden kurz die einzelnen Begriffe geklärt, bevor es um den möglichen Ablauf der gemeinsamen Arbeit geht.

Ich verwende im Sinne der einfacheren Lesbarkeit die männlichen oder weiblichen Anrede, immer sind aber alle Orientierungen gemeint.

Neuro-systemisches Coaching nutzt neurobiologische Grundlagen der Gehirnfunktion in Bezug auf Wahrnehmungs- und Verhaltenssteuerung und bezieht diese bei der Lösungsfindung konsequent mit ein. Dadurch wird nicht nur der logische Verstand genutzt, sondern insbesondere auch individuelle Verhaltensimpulse, Gefühle und Bedürfnisse. „Probleme“ sehen wir dabei als wertvolle Hinweise für die individuellen Lösungsbedürfnisse. In der systemischen Arbeit geht es jenseits von simplen „Ursache-Wirkung“-Konzepten um die komplexen innerlichen und äußerlichen Zusammenhänge von Situationen, Kontexten, Beziehungen, Menschen. Denn zieldienliche Lösungen sind immer kontextbezogen.

Was passiert beim Coaching?

Coaching ist das lösungsorientierte gemeinsame Arbeiten an Themen.
Aus anfänglicher Sicht des Klienten sind dies i.d.R. problembehaftete Themen, oder es geht präventiv um Problemvermeidung. (Mehr zur Einteilung von Problemen hier).
Beim Coaching haben Coach und Klient jeweils spezifische Rollen:

Der Coach bringt die zieldienliche Ablaufgestaltung (Prozessgestaltung) im Blick auf die vom Klienten vorgegebene Themenstellung. Dazu gehört auch das Eruieren, was überhaupt die Themenstellung und gewünschte Zielrichtung ist. Wenn beispielsweise das Gefühl „so geht es nicht weiter“ oder „jetzt muss endlich etwas geschehen“ im Vordergrund steht, so ist damit nicht automatisch klar, wohin es stattdessen gehen soll.

Der Klient / die Klientin bekommt metaphorisch Bälle vom Coach zugeworfen und spielt diese immer wieder zurück. Konkret bedeutet dies, sie lässt sich auf diese Interventionen ein. Die Interventionen regen Denk- und Suchprozesse an. Nach und nach entstehen Lösungsszenarien.

Beim Coaching gibt es keine „richtige Lösung“, welche der Coach dann endlich mitteilt, wenn er das Problem genau genug verstanden hat. Es geht stattdessen immer um Lösungsbeiträge, „einzelne Schritte auf dem Weg“, welche die vom Klienten erlebte und geschilderte „Soll-Ist-Diskrepanz“ verringern. Und es geht darum, dass der Klient auch methodisch dazu lernt und nach und nach in die Lage kommt, Stolperstellen zu erkennen und zu umgehen.

Im Verlauf des Coachings wird dem Klienten also geholfen, selber die Lösungen zu finden. Dafür steht dem Coach ein Repertoire von Methoden – hier oft „Intervention“ genannt – zur Verfügung.

Wann also Coaching?
Wenn es darum geht, dass sich etwas nicht gut anfühlt, oder Meinungen im Raum stehen, Lebensqualität oder Schlaf beeinträchtigt sind, Menschen und ihre Beziehungen sich verändern sollten, dann handelt es sich eher um Coaching-Themen. Übrigens wird hier auch oft von „Prozess-Beratung“ gesprochen.

Was ist (Experten)-Beratung?

Die spezifischen Rollen sind bei der Experten-Beratung anders. Weiterhin gibt es den Klienten, der sich mit seinem „Problem“ anvertraut. Im Gegensatz zum Coaching wird nun der Berater jedoch konkrete eigene Lösungsvorschläge (ggf. erarbeiten und) unterbreiten. Er hat hier die „Expertenrolle“ und wird nach bestem Wissen und Gewissen seinen Rat geben. Dies beinhaltet je nach Situation Einschätzungen, Informationen, Lösungsvorschläge, Bewertungen. Es beinhaltet jedoch nicht das Ergebnis, den Umsetzungserfolg.

Im Verlauf der Beratung wird dem Auftraggeber durch gezielte und konkrete Inputs und Expertise / Erfahrung geholfen, eine Lösung zu finden. Salopp gesagt findet der Klient beim Coaching die Lösung (in sich) selber, bei der Beratung im und durch den Berater. Dafür benötigt dieser ausreichend eigene Erfahrung und Expertise mit dem Thema, da er sonst nicht hilfreich dazu beitragen kann.

Wann also Beratung?
Wenn es darum geht, dass etwas nicht richtig oder nicht gut genug funktioniert, dass Abläufe ihre gewünschten Ergebnisse nicht erzielen, Dinge implementiert werden sollen (z.B. Buchhaltung) etc., dann geht es um Beratungsexpertise.

Gibt es auch Coaching und Beratung in einem?

Fach-Expertise, sowie Coaching für die Implementierung können aus einer Hand (oder sogar von einer Person) kommen. Insbesondere wenn der Coach über eigene Expertise im Sachthema verfügt, kann das in manchen Fällen sogar zu sehr effizienten und zugleich effektiven Lösungen führen.

Ich biete ich mich beispielsweise für Geschäftsführer und Manager bzw. Führungskräfte als Sparring-Partner an. (siehe hier). Dort bringe ich – je nach Fragestellung bzw. Phase – konkrete, erfahrungsbasierte Empfehlungen und Meinungen ein und helfe mit Coaching Methoden dem Klienten, diese Inputs für sich zu werten, zu würdigen und Relevantes herauszugreifen. Dabei weise ich immer auf die Subjektivität der Erfahrungen hin und zeige auch den Kontext, in dem diese entstanden sind.

Was bedeutet „neuro-systemisch“?

Das Nervensystem unser Gehirnes ist auf eine bestimmte Weise aufgebaut und organisiert (mehr hierzu finden Sie hier). So lehren die Neuro-Wissenschaften beispielsweise, dass unser Gehirn nicht „fest verdrahtet“ ist. Es reagiert auf die Art und Weise seiner Benutzung. Beispielsweise werden erlebte Reize, Kontexte und Emotionen als „Erlebnisnetzwerke“ wie „Dias“ in inneren Landkarten abgelegt und bevorzugt wieder aktiviert. Dadurch verändert sich je nach biografischer (und genetischer) Herkunft wiederum das neurologische Gesamtnetz. Wahrnehmung, Fühlen, Denken, Erinnern, Wertungen etc. verändern sich damit.

Nun hat unser Gehirn keine direkten Verbindungen nach aussen. Sämtliche Reize kommen als elektrische Impulse in den „Zentralcomputer“. Intensive Träume und Phantasien kommen zwar von „innen“, werden dort aber ebenso als elektrische Impulse verarbeitet.

Das läßt sich für die Coachingarbeit nutzen.

In besonderen Flow- bzw. Entspannungszuständen lassen sich „Wirklichkeiten ausprobieren“, und die dort z.B. gemachten Erfolgserlebnisse können ebenso vernetzt und abrufbar werden, als beruhten sie auf äußerlichen Kontexten. „Mentales Training“ fällt mir hier als ein Begriff ein, den man z.B. vom Leistungssport kennt. Es lassen sich jedoch auch Lösungen für Kliententhemen „mental trainieren“, bzw. bereits im Vorfeld aus den Tiefen des Vor-Bewußten aktivieren. So kann beispielsweise in diesem speziellen neurologischen Zustand in der Phantasie eine Prüfung bestanden werden. Als „Nebenwirkung“ wird das als Kompetenz- bzw. Bewältigungserlebnis gespeichert, obgleich dies im „Außen“, der „wirklichen Wirklichkeit“ noch garnicht so stattgefunden hat. Für die Aktivierung von „Prüfungskompetenz“ macht dies für die „echte“ Prüfung dennoch einen fundamentalen Unterschied.

An dieser Stelle möchte ich nur darauf hinweisen, dass es im neurologischen Sinne ohnehin keine „wirkliche“ im Gegensatz zu „eingebildeter“ Wirklichkeit gibt: Immer gibt es nur die im jeweiligen Augenblick im Gehirn erzeugte „Wirklichkeitsillusion“. Und die läßt sich gestalten.

Dies Arbeit an der kognitiven Logik vorbei , das Abschwächen automatisierter Filter und das öffnen von klischeehaften „Denkrillen“ ist ein wesentliches Element der neuro-systemischen Arbeit. (Mehr dazu finden Sie hier).

Letztlich dienen alle neuro-systemischen Methoden dazu, Grenzen des Denkens zu öffnen, Grenzen der Handlungsmöglichkeiten zu erweitern, Grenzen des Mutes zu überwinden um in eine zufriedenere Zukunft zu gehen.

Wie läuft eine neuro-systemische Coaching Sitzung ab?

Eine neuro-systemische Coaching Sitzung setzt neben anderen Coaching Methoden wegen der besonderen Wirksamkeit auch neuro-systemische Interventionen ein. Auch, nicht nur. Denn jeder verantwortungsvolle Coach wird die ihm im jeweiligen Augenblick zieldienlich erscheinenden Maßnahmen vorschlagen. Aber der Reihe nach. Nachfolgend beschreibe ich Ihnen ein übliches Vorgehen, das sich regelmäßig und nicht in strenger Reihenfolge über mehrere Sitzungen erstreckt. (Es kommt aber auch vor, dass schon nach dem Vorgespräch das Problem nicht mehr da ist.)

Elemente davon werden Sie mehr oder weniger in jeder Coaching-Arbeit finden.

Vorgespräch:

Meistens telefonisch, gelegentlich per Videokonferenz (ich setze derzeit Zoom ein) treffen wir uns zu einer z.B. per Website oder per Buchungslink verabredeten halben Stunde. Dabei können Sie Ihr Anliegen nennen und wir besprechen, ob mein „Methodenkoffer“ (und Terminkalender) geeignet sind, gemeinsam zu arbeiten.

Entscheiden wird das immer der Klient, und zwar basierend auf den Informationen des Gespräches, aber sicherlich auch anhand der „Schwingungen“ bzw. „Chemie“, die dabei spürbar wird.

Problem (was sollte anders sein?):

Es wird in der Anfangsphase Zeit sein, Ihr „Problem“ zu benennen. Ich halte das für wichtig, für wertschätzend. Sie haben es verdient, dass Sie „loswerden“ können, was Sie erlebt haben. Wobei „Loswerden“ hier genau genommen „rauslassen“ bedeutet. Denn los werden Sie das damit noch nicht. Aber Sie erleben, dass ich sie nicht auslache, Sie respektiere, ich Ihnen kein Versagen und keine Schwäche vorwerfe.

Wieso? Weil wir nur so den Wurzeln des Geschehens auf die Spur kommen. Deshalb werden wir uns zwar nicht in Schleifen des „Jammerns und Beklagens“ aufhalten. Dort, wo Sie der Schuh drückt, brauchen Sie aber etwas anderes als das, was Sie heute haben. Herausfinden können wir das leichter, wenn wir der Spur des Problems folgen. (Mehr über Probleme und ihre Lösungen finden Sie hier)

Probleme sind wertvolle Wegweiser für Bedürfnisse und Lösungen.

Und für das „darüber Reden“ muss immer auch eine beobachtende Perspektive eingenommen werden. Auch dies ist bereits ein Schritt auf dem Weg nach vorne.

Zielvorstellung

Es hilft nicht viel, zu eruieren, was in der Vergangenheit hätte anders laufen sollen. Ebensowenig können wir nicht die ganze Welt retten. Die einzige Person, auf die wir wirklich direkten Einfluß haben, sind Sie. Daher konzentriert sich in dieser Phase alles darauf, wie Ihre gewünschte Wirklichkeit aussehen soll. Oft ist jedoch nur bekannt, wie sie nicht aussehen soll. Aber was stattdessen? Das ist wichtig, weil nur ein „Wohin“ nachhaltig Kraft entfalten und Sinn stiften kann.

Nur ein „wohin“, ein Ziel, kann nachhaltig Kraft entfalten und Sinn stiften.

Es wird uns dabei nicht stören, wenn diese Vorstellung kontinuierlich nachjustiert werden muss. Es kann auch sein, dass zunächst bestimmte Prioritäten wichtig scheinen, und sich nach und nach tiefer liegende Themen und Ziele offenbaren. Daher werden wir immer wieder überprüfen, ob die aktuell benannten Ziele noch „gültig“ sind.

Kompetenzen entfalten 1: Sicherheit schaffen

Solange Sie sich bedroht fühlen oder Scheitern im Raum steht, werden archaische Mechanismen aktiviert und komplexere Lösungskompetenzen blockiert. Kämpfen oder Fliehen, vielleicht tot stellen, sind dann die Lösungsversuche, welche uns Reptilien als unsere neuro-evolutionären Vorfahren mitgegeben haben. Dies bringt uns in komplexen sozialen Kontexten jedoch nicht sehr weit.

Daher suchen wir, wenn angstvolle Gefühle im Vordergrund stehen in unserer gemeinsamen Arbeit zunächst nach inneren Bildern und bekannten Wohlfühl- und „ich bin sicher“ Kontexten. Diese können durch neuro-systemische Methoden – ich nenne Sie „Anker“ – häufig willkürlich abrufbar gemacht werden. Unglaublich, wozu unser Körper fähig ist! Im Prinzip ist das eine Art „Superman – statt – Schockstarre – Knopf“. Eine Kompetenz, die in vielen, nicht nur problematischen Lebenssituationen hilfreich ist.

Kompetenzen entfalten 2: Lösungen gestalten

Hier geht es darum, jenseits von Patentrezepten für Sie passgenaue Lösungen zu finden, die immer auch Ihre bestehenden Kompetenzen aktivieren und nutzen.

Denn häufig sind die Kompetenzen bei Ihnen vorhanden, jedoch im problematischen Kontext nicht abrufbar.

Beispielsweise kann jemand toll reden, nur nicht auf der Bühne. Oder jemand kann lange sitzen, nur nicht im Flugzeug.

Wir betrachten also die aktuelle Situation, das aktuelle Erleben, die Kontexte, die Rolle der Beteiligten Menschen und Umstände, aber auch die Rolle von inneren Stimmen. Wenn man darüber „nur“ spricht, bleibt man auf einer sehr kognitiven, intellektuellen Ebene. Häufig gibt es jedoch auch Lösungen, die wir bereits ins Abseits geschoben haben und die kognitiv bewußt garnicht mehr zugänglich sind. Hier hilft es, mit neuro-systemischen Methoden „hinter die Kulissen“ zu sehen. Dafür verwenden wir einerseits gestalterische und symbolische Methoden wie z.B. Bilder, räumliche Anordnungen, räumliche Projektionen (auch outdoor) oder systemicPLAY® mit Methoden und Materialien von LEGO® SERIOUSPLAY®. Allen Methoden ist gemeinsam, dass auf einer symbolischen, anschaulichen Ebene agiert und hantiert wird. Damit lassen sich neurologisch Kompetenzbereiche aktivieren, die kognitiv oft verborgen sind. Hier können Problem- und Lösungsmuster anfassbar und gestaltbar werden.

Lösungen sichern

Auch erkannte Lösungswege müssen eingeübt und gefestigt werden. In dieser Phase geht es erneut darum, neue Wertungen, Bilder, Handlungen und Verhalten zu verankern. Dabei bleiben „Extrarunden“ nicht aus. Der konstruktive, nicht abwertende Umgang mit ihnen ist Teil dieser Phase.

Wie sieht das von aussen aus ?

Wenn wir uns verabreden, so tun wir das typischerweise vor Ort in meinem Büro. Dort haben wir jeweils ein oder zwei „Einheiten“ (je 50 min) Zeit miteinander. Je nach Gegebenheiten kann das auch ein Telefonat oder eine Videokonferenz sein.

Ein Beobachter würde oft feststellen, dass geredet wird. Von mir werden dann offene Fragen gestellt, die Sie wirken lassen und beantworten. Immer geht es aber neben der „direkten Antwort“ auch darum, was Sie dabei innerlich erleben und fühlen. Welche Stimmen und Dialoge innerlich zum Vorschein kommen und ablaufen. Und welche körperliche Auswirkung das im inneren Bild hat.

Manchmal, wenn Sprache dabei nicht geeignet erscheint, manchmal auch aus Prinzip, werden wir andere Kommunikationsmethoden nutzen. Dann laufen Sie z.B. im Raum (oder im Freien) herum, suchen einen Platz, erleben, was dabei passiert. Oder Sie ordnen Figuren, z.B. Tiere, an. Oder malen. Oder nutzen LEGO®Symbole. Oder oder oder. Das Spektrum ist weit.

Manchmal würde jemand beobachten, dass ich Sie zu Entspannungsübungen einlade, oder zu Traumreisen. „Medizinische Hypnose“ nennt sich das auch. Dabei geht es darum, ohne Ablenkung Ihren inneren Bildern näher zu kommen und von ihnen zu lernen.

Neugierig? Sprechen Sie mich an …

Haben Sie ein Anliegen , bei dem Sie nicht weiter kommen? In Ihrem Leben oder in Ihrem Verantwortungsbereich (z.B. ihrem Team)?

Sprechen Sie mich gerne an. Dann können wir heraus finden, ob neuro-systemisches Coaching Ihnen weiter helfen könnte. Hier können Sie auch gleich einen unverbindlichen, kostenlosen Info-Termin buchen.

Dr. Johannes Rosenberger

Dr. Johannes Rosenberger

Unternehmer, Berater, Master-Coach

Immer geht es um ein für den Klienten passgenaues, kompetenzaktivierendes  Vorgehen, bei dem Kognition und Intuition neuro-systemisch zu zieldienlichen Beiträgen verwoben werden. Sprechen Sie mich an, wenn Sie Fragen haben.

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